Die Analfissur

Definition:

Die Analfissur ist tief in die sensiblen Muskelfasern des Sphincterorgans reichendes, längsgerichtetes Ulkus im Bereich der Anocutanlinie. Sie stellt die häufigste proktologische Akuterkrankung dar, die in jedem Lebensalter auftreten kann.

Im akuten Stadium haben Sie äußerst intensive Schmerzen während oder nach dem Stuhlgang, gelegentlich einen Schließmuskelkrampf. Oft bemerken Sie lediglich eine strichförmige, hellrote Blutauflagerung auf der Stuhlsäule.

Wie entstehen solche Ulcera/Geschwüre?

Sie stellen mechanisch hervorgerufene Läsionen durch zu harten oder zu dünnflüssigen Stuhlgang dar, durch Fremdkörper im Stuhl (unverdaute Körner etc.) oder sie entstehen durch die Eröffnung einer Thrombose (Blutgerinnsel) im Analkanal oder eine Kryptitis (Entzündung der Grübchen im Analkanal). Sie können auch durch Abführmittelmißbrauch (Laxantienabusus) oder durch ein ausgeprägtes Hämorrhoidalleiden hervorgerufen werden.

Was verursacht die Beschwerden?

Der innere Schließmuskel, in dem sich rasch nach der Entstehung des Afterrisses ein entzündliches Infiltrat ausbildet, reagiert mit einem anhaltenden Schließmuskelkrampf. Dadurch wird die Mikrozirkulation im Gewebe nachhaltig gestört, so dass die Wunde eine schlechte Abheilungstendenz zeigt.

Wie kann der Arzt die Verdachtsdiagnose beweisen?

Durch eine exakte, behutsam durchgeführte proktologische Untersuchung

  • diese umfaßt eine genaue Inspektion der Afterregion
  • ein Austasten des Afterkanals mit dem Untersuchungsfinger
  • ein Ausschließen höher gelegener Erkrankungen im End- und Mastdarmbereich (Rektoskopie)
  • die Einstellung der schmerzhaften Afterregion mit einem speziellen Untersuchungsgerät (Proktoskopie)

 

kann eine Abgrenzung zu anderen, in Frage kommenden proktologischen Erkrankungen (Hämorrhoidalleiden, Fisteln, Abszessen, Thrombosen oder Tumoren) erfolgen!

Steht die Diagnose fest, können wir Ihnen helfen

Beseitigung des Sphincterkrampfes mit Hilfe der dosierten Sphincterdehnung (Analdehner aus Plastik), sowie durch Schmerzbekämpfung, diatetische Ratschläge, Empfehlungen zur Stuhlregulierung, Salben (neuerdings Nitro- oder Diltiazemsalbe), Tampons, Zäpfchen, auch Einspritzungen unter oder neben die Analfissur (Lokalanästhetika, Botulinustoxin) bis hin zur chirurgischen Excision (Entfernung) mit oder ohne einem kleinen Anteils des inneren Schließmuskels.

Warum muß gelegentlich operiert werden?

  • Wenn die Fissur chronisch geworden ist und keine spontane Abheilungstendenz mehr zu erwarten ist (3-6 Wochen)
  • um weitere, schwerwiegendere Komplikationen zu vermeiden (in 4-12% der Fälle:
  • Ausbreitung der oberflächlichen Entzündung in tiefere Schichten des Schließmuskels
  • Ausbildung einer hypertrophen Analpapille oder Vorpostenfalte (Mariske)
  • Ausbildung eines Abszesses (Eiteransammlung in der Tiefe)
  • narbige Schrumpfung des Gewebes mit einer zunehmenden Verengung des Afterausganges
  • Ein großes Problem stellt die hohe Rezidivgefahr der Analfissur dar, sie beträgt zwischen 2 und 8%.

 

Therapie-Empfehlung

  1. Täglich lauwarmes Sitzbad (evtl. mit Zusatz von Kamilleteebeutel)
  2. 2-4 x täglich Einmassieren der verordneten Salbe mit dem Zeigefinger in die Fissur
  3. 2 x täglich für 5-7 Minuten Durchführung der Sphincterdehnung mit dem verordneten Analdehner für ingesamt 3-5 Wochen (später nur Vaseline oder Melkfett verwenden)
  4. evtl. Schmerzmedikation zusätzlich (Paracetamol 500 mg Tabletten, Talvosilen forte Kapseln oder Tramal Kapseln)
  5. evtl. Stuhlregulierung, hier gilt: geformter Stuhl ist besser als ein zu weicher Stuhl, immer auf eine ausreichende
    Trinkmenge von 2-3 Litern pro Tag achten!
    Flohsamen, Mucofalk, Agiocur (Apotheke)
    Probiotischer Joghurt oder Quark
    Milchzucker (z.B. Fa.Edelweiß, 1-2 Esslöfel pro Tag), Lactulose